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Emiliano Martinez über Weltmeister-Feiern: “Wollten nur noch in den Urlaub”

Philipp Stottan  30. März 2023
Emiliano Martinez
Emiliano Martinez wurde zum besten Torhüter der WM 2022 gewählt. (© IMAGO / Laci Perenyi)

Drei Monate nach seinem grandiosen Finale bei der Weltmeisterschaft in Katar ist Emiliano Martinez nach wie vor ein Held in seiner Heimat.

Seine bärenstarken Paraden beim Elfmeterschießen am 18. Dezember gegen Frankeich, sowie seine Glanztat gegen Frankreichs Stürmer Randal Kolo Muani in der Nachspielzeit der Verlängerung, haben ihm zum nationalen Hero gemacht.

Der Schlussmann der argentinischen Nationalelf sprach mit uns über seinen neuen Status, seinen außergewöhnlichen Weg und seine kommende Ziele.

 

 

Emiliano Martinez über “mental ermüdende” Weltmeisterschaft

 
Wettbasis: Senor Martinez, welchen Blick werfen Sie auf Ihren Weg, der Sie zu einem internationalen Star geführt hat?

Emiliano Martinez: “Ich habe einen steinigen aber spannenden Weg hinter mir. Ich bin in der Akademie von Independiente zum erwachsenen Mann geworden. Anschließend ging ich nach England (mit 17 Jahren), wo ich anfangen konnte meine Eltern finanziell zu unterstützen, was mir sehr wichtig war.

Ich wollte Argentinien eigentlich nicht verlassen, aber ich musste aus finanziellen Gründen verkauft werden. Danach habe ich verschiedene Vereine in verschiedenen englischen Ligen durchgemacht (Oxford United, Sheffield Wednesday, Rotherham, Wolverhampton, Getafe und Reading).

Ich wurde mit 19 Jahren in die Nationalmannschaft berufen und dann bin ich mit 22 Jahren mit Arsenal in der Champions League (2014-2015) eingesetzt worden. Ich konnte auch mit großen Spielern wie Thierry Henry oder Robin van Persie trainieren, die mich weitergebracht haben und mir in meiner Entwicklung wahnsinnig geholfen haben.”

 
Wie verlief damals die tägliche Arbeit mit Arsène Wenger?

“Arsène wolle mich zur Nummer eins bei Arsenal machen. Er glaubte an mich. Er war immer wieder bereit mir einen neuen Vertrag anzubieten.

Ich habe einen großen Respekt vor ihn und würde echt gern wissen, ob er stolz auf mich ist.”

 
Wie erklären Sie sich Ihren späten Durchbruch bei den Profis?

“Für mich war es schwieriger als für andere, aber ich wusste, dass ich Talent und Leidenschaft habe und dass ich mit meinem großen Willen durchsetzen werde.”

 
Was hat Ihnen damals gefehlt?

“Ich habe wohl nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen, indem ich zu Vereinen ausgeliehen wurde, zu denen ich nicht hätte gehen sollen.

Ich habe vielleicht ein bisschen zu sehr auf Meinungen von außen gehört. Andererseits war es meine Entscheidung, zu Aston Villa zu gehen (im Jahr 2020). Ich wusste, dass es klappen würde.”

 
Am 22. November standen Sie in der Startelf, als Argentinien gegen Saudi-Arabien (1:2) bei der Weltmeisterschaft ins Turnier startete. Aber dieses erste Spiel verlief völlig daneben und einer der haushohen Favoriten stand nach nur einem Spiel bereits vor dem Aus.

“Das war wie eine Art Erdbeben. Vor allem, weil wir zu diesem Zeitpunkt seit 36 Spielen nicht mehr verloren hatten. Wir waren nur noch ein Spiel vom Rekord entfernt (von Italien).

Aber in der Kabine sofort nach dem Schlusspfiff erinnerte ich die Jungs daran, dass Argentinien bei der WM 1990 gleich bei seinem Auftakt gegen Kamerun verloren hatte, was sie aber nicht davon abgehalten hatte, das Finale zu erreichen.

Wir dachten, dass wir uns qualifizieren würden, wenn wir die nächsten beiden Spiele gewinnen würden. Gegen Saudi-Arabien hätte es zur Halbzeit 4:0 stehen können, wären da nicht die nicht anerkannten Tore (drei wegen Abseits) gewesen. Wir haben unser Selbstvertrauen nicht verloren.”

 

 
Gab es trotzdem schlaflose Nächte danach?

“Ja, tatsächlich, ich hatte nach dieser Partie Schwierigkeiten einzuschlafen. Mir ging es nicht gut, weil sie zwei Mal ins Schwarze trafen und mir zwei Tore schenkten.

Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Teamkollegen mehr hätte helfen können.”

 
In der 120.+3 gelang Ihnen im Finale gegen Frankreich eine unglaubliche Parade gegen Randal Kolo Muani, der den französischen Sieg hätte besiegeln sollen.

“Der Ball hatte einen seltsamen Effet, und ich hatte das Gefühl, dass er ihn volley nehmen könnte. Ich ging dann ‘diagonal’ raus und ließ absichtlich etwas Platz auf meiner linken Seite am ersten Pfosten.

Als ob ich ihm sagen wollte: ‘Los, leg ihn dorthin.’ Ich drängte ihn, dort zu schießen. Als er dann schoss, entspannte ich meinen linken Arm und mein linkes Bein, um den Winkel zu schließen.

Das war natürlich etwas, das ich geübt hatte. Die Tatsache, dass ich jahrelang mit großen Stürmern trainiert habe, hat mir bei dieser Aktion entscheidend geholfen.”

 
Wie fühlt es sich an, als amtierender Weltmeister in internationale Spiele zu gehen und ist der WM-Kater immer noch da oder ist er jetzt vorbei?

“Ich fange gerade erst an, mir dessen bewusst zu werden. Nach dem Sieg sind wir nach Argentinien gefahren und es war der pure Wahnsinn.

Es fiel mir schwer, die Feste wirklich auszukosten, weil so viele Leute da waren, wir waren müde und wollten nur noch in den wohl verdienten Urlaub. Als ich dann nach England zurückkehrte, wo ich in Ruhe zu Hause war, schlief ich drei Tage hintereinander zwölf Stunden lang.

Schließlich wurde mir klar, wie sehr mich die Weltmeisterschaft mental ermüdet hat. Der Wettkampf, der Sieg, die Feierlichkeiten. Zu sehen, wie all die Kinder in Argentinien mich beim Tanzen nachahmen oder sagen, dass sie ‘wie Dibu’ sein wollen, ist etwas, das mich sehr stolz macht.”

 
Wie gut wird Enzo Fernandez sein und was bringt er der Mannschaft, wenn er auf dem Platz steht?

“Er prägt das moderne Spiel wie kein Zweiter, er hat ein absolutes Top-Gesamtpaket: Er geht ziemlich robust in den Zweikämpfe, er bringt eine hohe Spiel-Intelligenz mit und er bewegt sich sehr clever zwischen den Linien um für mehr Unruhe beim Gegner zu sorgen.

Er hat sein Wechsel in diesem Winter von Benfica Lissabon zu Chelsea inzwischen gut verkraftet und er wird seinen Weg machen, daran habe ich keine Zweifel. Auch mit in der der argentinischen Nationalelf wird er weiterhin eine tragende Rolle in den kommenden Jahren spielen.”

 
Lisandro Martinez wurde nachgesagt, dass er wegen seiner Größe nicht in der Premier League spielen kann. Was halten Sie von ihm als Spieler und der Vorstellung, er sei zu klein?

“Dass er zu klein sei ist völliger Quatsch. Er hat eine tolle Sprungkraft, weshalb er auch in der Luft viele Zweikämpfe für sich entscheidet.

Im Spiel bringt er als Innenverteidiger alles mit: Ein hervorragendes Stellungsspiel, er zeigt viel Aggressivität in den Zweikämpfen und er ist stets fokussiert.”

Emiliano Martinez Interview: Alexis Menuge

 

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Philipp Stottan

Philipp Stottan

Alter: 30 Nationalität: Österreich Lieblings-Wettanbieter: Bet-at-home, Bet365

Das Thema Sport und all seine Facetten begleiten Philipp seit er denken kann, zu Uni-Zeiten kamen dann auch die Sportwetten hinzu. Nach diversen Stationen im Journalismus entschied er sich dann dazu, seiner Wett-Leidenschaft auch beruflich nachzugehen. Vor allem in den Bereichen Fußball sowie US- und Kampfsport, kann man sich auf seine angesammelte Expertise verlassen.   Mehr lesen