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Ex-Co-Trainer Seppo Eichkorn erklärt “Die Methode Felix Magath”

Karl-Heinz Fischer  20. März 2022
Felix Magath
Seppo Eichkorn und Felix Magath im Einsatz bei Schalke 04. (© IMAGO / Werner Otto)

Beim aktuellen Engagement von Felix Magath bei der Hertha ist sein langjähriger Assistent Seppo Eichkorn nicht mehr dabei. Aber beide haben über zehn Jahre gemeinsam bei Stuttgart, Bayern, Wolfsburg und auf Schalke erfolgreich zusammengearbeitet.

Zu seinen größten Erfolgen gehören die Doubles mit den Bayern und die Sensationsmeisterschaft mit den Wölfen. Aber auch seine erste Station auf St. Pauli hat er nie vergessen. Was sich seit seinen Anfängen im Trainerjob verändert hat, ob “Quälix” auch eine sanfte Seite hatte und was für ihn bei der Hertha möglich ist, das verriet uns Seppo Eichkorn im exklusiven Interview.

Wie immer gibt es das komplette Interview im “Wettbasis Sportwetten” Youtube Channel unter “Beidfüßig Star Talk” auch zu hören und zu sehen.


Seppo Eichkorn im Beidfüßig Interview zu Felix Magath, Domenico Tedesco & Co.. (© Youtube / Wettbasis)


Seppo Eichkorn über Felix Magath: “Chance auf Klassenerhalt gestiegen”

Wir begrüßen heute im Startalk Seppo Eichkorn. Zehn Jahre Co-Trainer mit Felix Magath, drei deutsche Meisterschaften gewonnen, immer international gespielt. Sie hätten Tierarzt werden, auf dem Bauernhof bleiben oder Mathematiker werden können. Ihnen standen alle Türen offen, warum haben Sie sich für den Fußball entschieden?

Seppo Eichkorn: “Danke für das Kompliment. Sie haben aber noch den Pfarrer vergessen, den meine Eltern gerne in mir gesehen hätten, aber das Thema war relativ schnell durch. Der Tierarzt war mir nach einer OP bei einer Kuh bei uns auf dem Hof auch nicht mehr geheuer. Das Mathematik-Studium habe ich nach drei Semestern in Freiburg geschmissen und bin dann nach Köln um Sport zu studieren, weil es mehr Spaß machte.”

Am Bodensee geboren, auf einem Bauernhof und jetzt in Dorsten. Auch auf einem Bauernhof?

“Nein, das nicht. Aber ganz nahm am Naturschutzgebiet. Unser Haus ist das Letzte in Richtung Lippe. Dort bin ich in 300 Metern und kann mit unserem Hund wunderbar spazierengehen.”

Statt Bodensee jetzt die Lippe. Wasser ist es ja auch.

(lacht) “Genau. Es fließt. Treibt mich aber nach Holland, wenn ich mich da mit dem Schlauchboot hineinsetze.”

Damals, als Sie den Fußball-Lehrer gemacht haben, haben Sie mit Note 1,0 bestanden. Das war natürlich eine ganz andere Zeit, aber kann man das vergleichen?

“Ich habe keine Ahnung, wie der Lehrgang heute aussieht. Bei mir war es damals 1986, mit Gero Bisanz als Leiter. Für mich als Student war es damals mit den ganzen Fußballern aus der Bundesliga, von der Theorie her nicht mehr viel Neues.

Als Diplomsportlehrer den Fußball-Lehrer hinterher noch zu machen. Es war allerdings der Einstieg zu sehen, was ehemalige Profis über den Fußball wissen und wie sie denken. Das habe ich versucht aufzunehmen und hatte dann das Glück, dass ich den Einstieg bei St. Pauli fand, um ins Trainergeschäft zu kommen.”

Natürlich sprechen wir auch über die Überraschung der Woche, wahrscheinlich des Monats. Felix Magath ist zurück in der Bundesliga. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen?

“Ich habe das aus der Presse aufgenommen. Zuvor hatte er ja bereits Kund getan, dass er gerne wieder im deutschen Fußball arbeiten möchte. Das hat er danach relativ schnell geschafft. Ich denke dass durch seine Verpflichtung die Chance bei der Hertha auf den Klassenerhalt gestiegen ist.”

Warum glauben Sie das?

“Ich denke, dass Felix einer Mannschaft und einem Verein Struktur geben kann. Die Spieler können sich auf das Spiel konzentrieren. Er nimmt ihnen den Druck von außen, in dem er die Ansagen macht und die Spieler in der Öffentlichkeit schützt.

Ich glaue, das ist für Hertha BSC in dieser Phase der richtige Weg. Die Aufgabe ist schwierig, aber Felix hat beispielsweise Frankfurt mit einem einstelligen Punktekonto nach der Hinrunde, als keiner an den Klassenerhalt glaubte, noch gerettet. Daher glaube ich auch, dass Felix eine gute Chance hat die Mannschaft da unten rauszuführen.

Das Problem ist, dass er nur mehr wenige Spiele hat. Außerdem hoffe ich, da er auf eine gute Physis setzt, diese in einem guten Zustand vorfindet, um damit weiterarbeiten zu können. Er hätte zwar noch nächste Woche Zeit, etwas daran zu arbeiten, aber er ist davon abhängig, dass die Mannschaft einigermaßen fit auf den Trainingsplatz kommt. In den letzten acht Spielen kann er da nicht mehr viel machen.

Aber er wird der Berliner Mannschaft eine eindeutige Struktur geben. Es gilt, die Mannschaft defensiv zu verstärken und offensiv trotzdem gefährlich zu bleiben.”

“Felix Magath auf den Mount Magath zu reduzieren ist billig & unfair”

Sie kennen ihn ja aus der jahrelangen Zusammenarbeit. Was sind die konkreten Stärken? Was macht er besser als andere?

“Felix hat eine klare Vorstellung von der Mannschaft. Er wird das analysieren und sagen, wie er die Mannschaft und die Chancen sieht. Er wird der Mannschaft klare Ansagen geben und sie wird mit einer Idee auf den Platz gehen.

Er gibt den Spielern zwar Freiheiten in der Ausgestaltung, aber nicht in den taktischen Vorgaben. Da wird er rigoros durchgreifen. Er wird sehen, wer die Einstellung für den Abstiegskampf bringt und danach wird er einen Kreis an Spielern auswählen, mit dem er diese Aufgabe angehen wird.”

Es laufen natürlich in den sozialen Medien alle möglichen Geschichten auf und ab. Einige holen den “Mount Magath” wieder hervor, den er in Wolfsburg hat aufschütten lassen. Wissen Sie schon von Bau-Unternehmen, die in Berlin angerufen wurden?

“Ich bin überhaupt kein Typ, der in den sozialen Medien unterwegs ist. Es interessiert mich 0,0. Ich denke nicht, dass er bauliche Maßnahmen für diese achte Spiele machen wird. Felix auf so einen Hügel zu reduzieren ist billig und unfair.

Wie ich schon sagte, er wird keine großen Möglichkeiten mehr haben an der konditionellen Basis zu arbeiten. Es wird darauf ankommen, die Mannschaft für den Spieltag vor allem im Kopf freizubekommen. Er wird die Spieler auswählen, die sich konzentrieren können und die als Mannschaft auf den Platz gehen und gemeinsam gegen den Abstieg kämpfen.”

Von ehemaligen Spielern gab es ja immer wieder auch Zitate, wie “das war der letzte Diktator von Europa”. Das ist in diesen Zeiten natürlich unangemessen, aber so wurde es nunmal kolpotiert. Was setzen Sie solchen Äußerungen entgegen?

“Das ist ja eine Verunglimpfung, wenn man Diktator sagt. Ich habe zehn Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Wie Sie schon sagten: Drei mal Meister geworden, jedes Jahr, egal mit welcher Mannschaft und wie schlecht sie vorher dastand, für den internationalen Wettbewerb qualifiziert.

Daher gibt es über den Trainer Felix Magath, mit seiner Methode, wie er mit einer Mannschaft arbeitet nichts zu diskutieren, ob er erfolgreich war.”

Die eine Sache ist, dass die Erfolge die er hatte unbestritten sind. Aber er war ja zuletzt schon zehn Jahre raus, aus der Bundesliga. Ist das zu lange?

“Ich denke nicht. Er hat sich ja mit Fußball beschäftigt und er hat den Fußball beobachtet. Ich sehe gar keine Probleme, dass er da raus sein sollte.”

Felix Magath “wird dafür sorgen, dass sie als Mannschaft auftreten”

Der Unterschied zwischen seiner Generation und denjenigen, die er trainiert, wird trotzdem immer größer. Der Gap ist schon enorm.

“Das mag eine andere Ansprache sein. Aber ich glaube bei einem Verein der gegen den Abstieg spielt kommt es darauf an, dass man erkennt auf wen man sich verlasse kann. Gerade da ist die Erfahrung von Felix unbezahlbar. Er kann analysieren was in den Trainings passiert, was in den Spielen passiert und daraus zieht er messerscharfe Schlüsse.

Er diskutiert das aus. Wenn ein kleines Problem in der Mannschaft auftaucht, kenne ich keinen Trainer, der das so schnell angegangen ist und bis ins Kleinste herauszufinden versucht hat, wo es in der Mannschaft hakt.

Ich kann mich an eine kleinen Schwächephase in Wolfsburg erinnern. Wir haben dann eine Sitzung gemacht, da sind wir drei Stunden gesessen, bis sich die Mannschaft untereinander geöffnet hat und diskutiert hat. Das sind die Methoden von Felix Magath. Der hat nicht voher aufgehört, bis sich die Mannschaft untereinander mal die Meinung sagt. Das wird er genau so machen.

Die Methoden können unterschiedlich sein, aber er wird dafür sorgen, dass diese Mannschaft als Mannschaft auftreten kann.”

Im Fokus steht jetzt natürlich das Spiel am Samstag gegen Hoffenheim. Gegen Hertha haben sie generell eine überragende Bilanz und spielen zudem eine super Rückrunde. Ist da überhaupt etwas zu holen?

“In der Bundesliga ist für jeden Club immer etwas zu holen. Egal wie schlecht ich dastehe, auch die abgeschlagenen Fürther sind nicht zu unterschätzen.

Von daher hat auch Hertha BSC gegen sehr starke Hoffenheimer eine Chance. Die werden auch nicht nach Berlin fahren und sich freuen, dass sie gegen die Hertha spielen.”

Als Co-Trainer hat er Mark Fotheringham mit nach Berlin genommen, hat er bei Ihnen auch angerufen?

“Nein, wir haben schon lange keinen Kontakt mehr. Ich habe auch gar keine Ambitionen noch einmal ins Trainergeschäft einzusteigen. Ich glaube, ich habe zur Zeit noch nicht einmal eine gültige Lizenz, weil ich wegen Corona die Fortbildung nicht besucht habe.”

Sie haben auch mit Domenico Tedesco zusammengeartbeitet, der aus einer ganz anderen Trainergeneration kommt. Es gibt immer mal wieder Begriffe wie “Laptoptrainer” oder “traditionelle Trainer”. Gibt es einen Unterschied, wo sehen Sie diesen?

“Es gibt bei der Herangehensweise natürlich schon deutliche Unterschiede. 1987 habe ich bei St. Pauli angefangen. In den 90er Jahren mit dem Einstieg des kommerziellen Fernsehens, fing es an, dass der Fußball deutlich breiter und interessanter wurde. Der Boom ging da damals richtig los und das hatte natürlich auch Auswirkungen auf das Trainergeschäft.

Es war wichtig, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, aber auch die Mannschaft am Laufen zu halten. Die Trainerteams sind deutlich größer geworden. Bei St. Pauli und Duisburg haben wir zu zweit gearbeitet. Helmut Schulte bei St. Pauli und bei Duisburg Friedhelm Funkel, vorher Ewald Lienen und Hannes Baumgarts. Wir hatten noch nicht einmal einen Co-Trainer. Wir hatten dann Fred Bockholt als Torwarttrainer. Vorher haben wir uns das Torwarttraining geteilt, mal habe ich es gemacht und mal der Cheftrainer.

Das sind heute ganz andere Staffs. Videoanalysen. (lacht) Mit Glück gabs mal ein Video. Wir hatten damals Studenten auf der Tribüne, die Kontakte und Zweikämpfe gezählt haben. Aber was dann daraus entstanden ist, das ist natürlich ein Riesenunterschied. Vorbereitungen auf das Spiel sind jetzt ganz anders.

Früher ist man mit dem Auto immer zum nächsten Gegener ins Stadion gefahren. Da ist man als Cheftrainer selbst losgefahren und hat sich das angeschaut. Man hat ja auch kein Videomaterial bekommen. Ich kann mich erinnern, dass ich oft von Hamburg nach Meppen gefahren bin, weil der nächste Gegener oft schon dort gespielt hat.

So hat man sich auf den kommenden Gegner vorbereitet. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie die Bratwurst dort geschmeckt hat, aber ich weiß noch, dass Josef Menke ein sehr guter Spieler war. Der beste Meppener Spieler, den es je gab.”

Und den haben Sie dann verpflichtet?

“Nein, der Josef Menke ging nicht mehr weg. Er war ja bereits der König von Meppen. Sie hatten eine gute Zweitligamannschaft zu der Zeit, als wir gegen sie gespielt hatten. Sie waren sehr unangenehm zu spielen.”

Alle Trainer- und Co-Trainerstationen von Seppo Eichkorn

Verein Spielzeit
SV Hürth-Kendenich 1983 – 1985
St. Pauli 1987 – 1994
MSV Duisburg 1994 – 2001
VfB Stuttgart 2001 – 2004
FC Bayern München 2004 – 2007
VfL Wolfsburg 2007 – 2009
FC Schalke 04 2009 – 2013 + 2019

Sie sind dann von St. Pauli zum MSV Duisburg und waren dort auch sehr erfolgreich. Trotzdem haben Sie sich dafür entschieden, auch weiterhin Co-Trainer zu bleiben. Warum?

“Bei St. Pauli war ich ja schon für zwei Saisons Cheftrainer gewesen. Beim MSV wurde ich dann Nachfolger von Wolfgang Frank, der nach sehr kurzer Zeit entlassen wurde. Der Zweijahresvertrag wurde daraufhin in der Saisonvorbereitung gekündigt.

Vorher gab es schon Kontakt zu Felix Magath, ob ich nicht Co-Trainer beim VfB Stuttgart werden möchte. Nach meiner Entlassung im Juni nahm ich dann sein Angebot an. Für mich habe ich damals entschieden, dass der Job des Cheftrainers nicht mehr erstrebenswert ist und mich auf den Co-Trainer konzentriert.”

Sie haben einmal in einem Interview gesagt, Sie haben Felix Magath gar nicht gekannt, als er Sie damals anwerben wollte.

“Wir waren gemeinsam in Hamburg, ich kannte ihn als HSV-Trainer. Aber ich kannte ihn nicht persönlich. Er hat mich angerufen auf Empfehlung von Bernd Hollerbach. Der war damals Spieler beim HSV und ein guter Freund von Felix Magath.

Der sagte, wenn er einen gute Co-Trainer bräuchte, dann solle er mal den Seppo anrufen. Und das hat er gemacht. Auf dem Rückflug vom Urlaub in Puerto Rico hat er gelesen, dass ich entlassen wurde und am Flughafen hat er mich dann angerufen.”

Sie haben ja wirklich jahrelang erfolgreich zusammengearbeitet. Wie würden Sie diese Zeit beschreiben? Was war das Entscheidende an Ihrer Zusammenarbeit?

“Ich denke einfach, wir haben von unserem Charakter her sehr gut zusammengepasst. Wir sind beides nicht die großen Redner und Erzähler, die über jede Kleinigkeit reden müssen. Ich habe versucht, die Philosophie von Felix zu verstehen.

Wenn er mal zu harsch rangegangen ist, was durchaus vorkommen konnte, habe ich versucht die Schärfe rauszunehmen. Auch mal in den Arm nehmen und ein bisschen empathischer mit den Spielern sein. Er hat immer versucht, die Distanz so ein bisschen zu wahren.

Ältere Spieler hatten bei ihm schon mehr Zugang, da wurde auch mal um deren Meinung gefragt. Bei unserer ersten Station, beim VfB, waren das beispielsweise Krasimir Balakov und Zvonimir Soldo. Mit diesen beiden hat er auch über die Mannschaftsaufstellung gesprochen.

Die restlichen Spieler waren da aber im Prinzip außen vor. Durch seine eher distanzierte Art gegenüber den Spielern war es meine Aufgabe, mehr auf sie zuzugehen. Das passte ganz gut zusammen, sodass wir erfolgreich arbeiten konnten.”

Und Werner Leuthard?

“Werner kam dann später dazu und hat im konditionellen Bereich sehr gut gearbeitet. Vor allem individuell hat er viel gemacht und dann auch mal dieses Medizinballtragen reduziert, aber das war ja nicht Werners Idee. Er hat eher am muskulären Aufbau von Spielern gearbeitet, auch langfristig.

Marvin Hitz beispielsweise kam zu uns nach Wolfsburg und er war eigentlich kein Sportler. Dann hat er erst einmal ein halbes Jahr mit Marvin Hitz daran gearbeitet, bis er gemerkt hat, dass er auch Muskeln an der Hüfte, im Bauch und am Rücken hat.

Werner war ein Original, mit seinem niederbayrischen Akzent. Er war von den Spielern akzeptiert und hat vor allem individuell mit ihnen sehr gut gearbeitet.”

“Dass Felix nicht gerne verliert war mir schnell klar”

Felix Magath und Sie waren ja fast so lange sportlich zusammen, wie eine Ehe heutzutage hält. Ungefähr zehn Jahre. Da bekommt man sich ja auch bestimmt mal in die Wolle. An was erinnern Sie sich da noch?

“Da habe ich jetzt gar keine konkreten Erinnerungen, aber selbstverständlich war das Verhältnis nicht immer top. Dass Felix nicht gerne verliert war mir schnell klar (lacht). Wir haben auch miteinander Karten gespielt, da konnte er auch nicht gut verlieren, das war also auch schwierig.

An offene Auseinandersetzungen kann ich mich aber nicht erinnern. Ich wusste, dass wenn wir verloren haben, konnte ich nicht fröhlich, frei und locker am nächsten Morgen in die Trainerkabine kommen. Man musste erst mal ausloten, wie die Lage war.

Die Spieler hatten auf jeden Fall eine schönere Woche, wenn sie am Wochenende gewonnen hatten. Das fing schon am Sonntagmorgen beim Auslaufen an. Wenn wir gewonnen haben, dann haben wir alt gegen jung gespielt, Felix bei den Alten, ich bei den Jungen. Und wenn wir verloren haben, sind wir fünfzig Minuten durch den Wald gelaufen.”

Wenn Sie Karten gespielt haben, haben Sie dann auch mal extra verloren?

“Nein, nein. Felix ist ein exzellenter Kartenspieler, egal was man mit ihm spielt. Er kann jedes Kartenspiel. Wir haben auch mal zusammengespielt, zwei gegen zwei. Wie wir als Trainer zusammengearbeitet haben, so haben wir auch mal zusammen Karten gespielt.”

Zum Thema Double: Sie waren bei den Bayern, haben zweimal hintereinander Pokal und Meisterschaft gewonnen und dennoch kam es zur Trennung. War das nachvollziehbar und wie bitter war das damals?

“Wir standen in dieser Saison nicht gut da, waren allerdings zum Zeitpunkt der Entlassung nur einen Punkt hinter dem zukünftigen Meister VfB Stuttgart. Und fünf Punkte hinter Schalke 04, die in dieser Saison eigentlich Meister hätten werden müssen.

Das Ausschlaggebende waren aber die internationalen Spiele in der Champions League. Das hat zu Irritationen zwischen Felix Magath und dem Vorstand geführt. Natürlich war das auch bitter, aber Felix hat es kommen gesehen. Er hat gemerkt, dass das Verhältnis zu Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nicht mehr so war wie zu Beginn. Von daher war es nicht absolut überraschend, als wir freigestellt wurden.”

“Das Verhältnis zu Hoeneß und Rummenigge war nicht mehr, wie am Anfang”

Sie haben zusammen Bundesliga-Geschichte geschrieben. Die Meisterschaft 2009 mit dem VfL Wolfsburg war ganz großes Kino. Das hing auch mit einer sensationellen Aufholjagd in der Rückrunde zusammen. Ab welchem Zeitpunkt haben Sie daran geglaubt, dass Sie Meister werden können?

“Als wir die Bayern zu Hause geschlagen haben, war das für uns schon der Zeitpunkt um zu sagen, jetzt sehen wir die Möglichkeit Meister zu werden. Zum Schluss liefen die Spiele einfach. Unsere Offensive hat Tore geschossen, das hat einfach funktioniert. Kein Spiel war mehr eng, wir haben egal ob auswärts oder zu Hause die Siegesserie bis zum Ende durchgezogen.

Felix hat der Mannschaft auch Kraft gegeben. Er wird ja oft darauf reduziert, dass er so hart trainiert. Aber gerade am Ende in Wolfsburg, da haben wir nicht mehr trainiert. Wir haben einfach am Wochenende die Kohlen ins Feuer geworfen und der Zug ging ab. Er hat gesehen wie die Mannschaft funktioniert.

Unsere Offensive mit Dzeko, Grafite und Misimovic als Taktgeber dahinter. Das war eine Sensation. Wolfsburg wird wahrscheinlich nie mehr deutscher Meister werden können. Das war aber damals auch nicht avisiert. In der Saison davor sind wir Fünfter geworden und haben uns für den UEFA-Cup qualifiziert. Am letzten Spieltag sind wir erst Fünfter geworden, das war damals schon die Sensation.

Am Ende der Saison haben wir unseren auffälligsten Spieler Marcelino abgegeben. Weil wir analysiert hatten, dass er zu lange am Ball bleibt und das Spiel dadurch verzögert und wir aber einen Spielmacher brauchen, der die Bälle schnell an die Stürmer weiterleitet. Dann haben wir Misimovic geholt und der hat Dzeko nochmal auf ein ganz anderer Level gebracht.

Dzeko war der beste Stürmer der Bundesliga zu diesem Zeitpunkt und “Zwetschge” hat ihm nochmal richtig Auftrieb gegeben.”

Sie haben an das Bayernspiel erinnert. Die denkwürdige Auswechslung kurz vor Schluss, als man den Torwart auswechselte, das war schon eine Provokation, oder?

“Das sehe ich auch so. Die Bayern haben sich ja nicht über die Niederlage aufgeregt, sondern über diese Auswechslung. Ich habe damals zu Felix gesagt, dass wir das nicht tun können. Aber er entgegnete, dass er das dem Andre (Lenz) versprochen hatte, dass wenn es mal klar steht, dass er eingewechselt wird und hat ihn dann eingewechselt.

Vielleicht hat genau dieses ‘frech sein’ gegen die Bayern dazu beigetragen, dass wir die Kraft hatten, da am Schluss einfach durchzumaschieren. Die Ergebnisse in den letzten Spielen zeigen, dass wir nicht mehr aufzuhalten waren.”

Ralf Rangnick, dem aktuellen Trainer von Manchester United, wird vorgeworfen mit Stars nicht richtig umgehen zu können. Sie kennen ihn gut, wie sehen Sie das? Wie war das damals mit Raul und Klaas-Jan Huntelaar?

“Für mich ist das jetzt nicht auffällig gewesen. Aber ich muss sagen, dass die Zeit von Ralf Rangnick ihr Ende fand, als er freiwillig aufgehört hat mit Burn-Out.

Das habe ich nicht erkannt damals, als er bei uns gearbeitet hat, aber im Nachgang war das von dieser psychischen Belastung geprägt. Deshalb kann ich da vom Verhältnis zu Raul oder Huntelaar wenig sagen.”

Wenn Sie die ganzen Stationen ihrer Karriere nochmal Revue passieren lassen, welche würden Sie wählen um noch einmal dort hin zurückzukehren?

“The first cut is the deepest. Also die Zeit bei St. Pauli, ganz am Anfang mit meinem Freund Helmut Schulte zusammen war schon das Prägendste im Profifußball. Direkt in der ersten Saison aufgestiegen und dann drei Jahre gemeinsam in der Bundesliga.

Das war für uns damals mit 30, 31 Jahren schon sehr prägend und die Zeit, die ich am wenigsten missen möchte. Die beiden Jungs vom Land in der großen Hansestadt Hamburg.”

Da sind Sie wohl aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen.

“Für’s Staunen war wenig Zeit. Wir mussten ja auch mit der Mannschaft arbeiten. Von daher war das auch nicht ganz so. Wir hatten Ideen, wir waren heiß, wir haben Tag und Nacht für diesen Club gearbeitet. Ich war noch A-Jugend Trainer und Amateurtrainer, alles parallel. Wie vorhin gesagt, wir waren zu zweit.

Weil der Zeugwart keinen Führerschein hatte, hab ich ihn jeden Tag im Auto mitgenommen. Zwei Stunden vor Trainingsbeginn bin ich zum Millerntor und habe dem ‘Bubu’ geholfen einzuladen. Dann sind wir zum Trainingsplatz und nach dem Training habe ich ihn zurückgefahren und ich bin weiter zum Training der A-Jugend. So war das Leben.

Wenn es im Winter kalt war, dann bin ich kurz eine halbe Stunde in die Sauna zum Aufwärmen und dann nach Hause gefahren. Am nächsten Morgen ging es dann wieder los. Wenn am Wochenende Bundesliga war, dann hat mein Co-Trainer die Vorbereitung für die A-Jugend gemacht, aber am Sonntagvormittag war ich dann vor Ort beim Spiel. Wenn es blöd lief, hatten wir das Spiel in Göttingen, da sind wir dann um 6 Uhr früh losgefahren.”

Das klingt ja nach einer richtigen Knechtschaft. Aber an der Reeperbahn seid Ihr bestimmt auch einmal vorbeigescheppert?

“Als wir aufgestiegen sind, sind wir mit dem Bus runtergefahren, selbstverständlich. Aber vom Zeitaufwand war das schon ein echter ‘Full-Time-Job’. Da waren nicht mehr viele Stunden in der Woche, wo man sich nicht mit Fußball beschäftigt hat. Man ist schon wesentlich mehr auf dem Fußballplatz gestanden, als dann ab den 2000er Jahren, als man keine Jugendmannschaft mehr nebenher trainieren musste.”

Wir könnten noch zwei Stunden reden, aber ich bedanke mich für das Interview. Auf bald.

“Ich bedanke mich bei Ihnen.”

Interview: Carsten Fuß


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Karl-Heinz Fischer

Karl-Heinz Fischer

Alter: 38 Nationalität: Deutschland Lieblings-Wettanbieter: Sportwetten.de

Nach einem Publizistik-Studium und mehreren Jahren als Sportjournalist, wechselte Karl-Heinz in die Wett-Industrie. Dort wurde er nach mehreren Jahren von der Wettbasis abgeworben und ist seither ein wichtiges und fixes Teammitglied unserer Redaktion.

Karl-Heinz ist hauptsächlich für die Beidfüßig Expertengespräche aktiv, aber auch bei den Wettanbietervergleichen lässt er seine Expertise und Erfahrungen einfließen. Privat wettet Karl-Heinz gerne auf die deutsche Bundesliga, bevorzugt Systemwetten.   Mehr lesen