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Torwart-Ikone Piplica: „Heute sind die Gelder wichtiger als die Qualität des Fußballs“

Karl-Heinz Fischer  4. Dezember 2025
Tomislav Piplica Interview
Torhüter-Legende Tomislav Piplica sieht nicht gerade eine positive Entwicklung im Weltfußball. (© Associated Press / Alamy Stock Photo)

Knapp 250 Spiele für Cottbus stehen im Lebenslauf von Torwart-Legende Tomislav Piplica, aber mit einer Situation wurde er berühmt, die auch heute noch fast jeder Fußballfan kennt.

Über den Fehler der zum Gegentor führte sagt der 56-Jährige heute: „Jeder Mensch macht Fehler, aber wie man reagiert nach dem Fehler, das ist die Kunst“.

Dass seine erfolgreiche Zeit bei Cottbus kein Zufall gewesen ist, hat der ehemalige Nationalspieler oft genug unter Beweis gestellt. Im „Beidfüßig“-Interview mit Tomislav Piplica auf der Wettbasis spricht er über das Spitzenspiel in der 3. Liga, Pele Wollitz, Piplicas Startprobleme bei Cottbus, Erfahrungen mit Ede Geier, den Umgang mit Manuel Neuer und seine Traumelf.

Video: Was ist (wirklich) das Saisonziel von Cottbus? Wie steht die Politik zu einem möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga?

Cottbus gegen Duisburg: „Cigerci und die Fans machen den Unterschied“

 

Wettbasis: Zu einem Spitzenspiel haben wir einen Spitzen-Gast. Tomislav Piplica. Eine Legende im Bundesliga-Tor und natürlich eine Legende bei Energie Cottbus. Ein Spiel, wie man es besser eigentlich nicht haben kann. Energie Cottbus als Tabellenzweiter, nur zwei Törchen weniger als der MSV Duisburg. Wie wird das Spiel aussehen?

Tomislav Piplica: Beides sind Top-Mannschaften und beide haben bisher die beste Leistung in der ganzen Liga abgeliefert. Ich denke, dass die Zuschauer ein sehr, sehr schönes Spiel sehen werden und ich hoffe, dass Energie dieses Spiel gewinnt. Dafür spricht auch die Statistik, denn Duisburg ist sehr stark gestartet und hat dann in der Mitte etwas nachgelassen. Aber beide haben konstant sehr gute Spiele gemacht und ich denke, die Chancen stehen 60:40 für Cottbus. Denn Cottbus hat den zwölften Spieler, das sind die Energie-Fans und jeder, der im Stadion der Freundschaft war, weiß, das ist keine leichte Aufgabe für gegnerische Spieler und gegnerische Vereine. Unsere Fans sind immer laut und stehen von der ersten bis zur letzten Minute hinter der Mannschaft und das ist ein sehr, sehr großer Vorteil für Energie Cottbus.

Sie haben es selbst jahrelang erlebt, wie viel Prozent mehr geben einem die Zuschauer im Heimspiel, speziell in einem solchen Spitzenspiel?

Piplica: In der letzen Zeit hat sich gezeigt, dass Cottbus viele Spiele in der Nachspielzeit gewonnen hat und das ist kein Zufall. Das ist dann immer dieser Glaube, dass man gewinnen kann, auch gegen starke Gegner, da haben wir immer geliefert. Es ist immer wichtig, dass diese Verbindung zwischen Spieler, Verein und Zuschauer immer da ist. Auch in kritischen Momenten waren die Fans immer da. Das macht viel aus, wenn du weißt, die Spieler geben immer Gas, die Fans geben immer Gas. Dann funktioniert dieses ganze Konzept, und das ist das Wichtigste für Energie, dass dieser zwölfte Spieler immer da ist, egal ob auswärts oder zu Hause, aber zu Hause sowieso. Das wird ein volles Haus und das wird eine schöne Stimmung und dann hoffe ich auf drei Punkte für Energie. Dann bleiben sie auch Erster.

Bundesliga Tipps & Wettquoten

Ihr Tipp für das Spiel?

Piplica: 2:1 für Cottbus. Cigerci und die Fans machen den Unterschied.

Parallele zwischen Wollitz und Ede Geier: „Stehen 90 Minuten an der Linie und pushen die Mannschaft“

 

Jetzt ist natürlich auch der Trainer ein ganz wichtiger Faktor, der gefühlt seit Jahrzehnten dort ist. Erklären Sie uns doch mal Pele Wollitz.

Piplica: Das Wichtigste ist, dass man einen Verein hat wie Energie Cottbus, da haben sie immer Geduld gehabt, wenn es schwierige Momente gab und in schwierigen Situationen. Aber sie sind hinter dem Trainer gestanden, haben ihm immer Kraft gegeben und das hat sich ausgezahlt, diese Geduld zu haben. Heutzutage nach zwei, drei Niederlagen ist immer der Trainer schuld. Das ist in Cottbus nicht der Fall und ich denke, das ist auch für Pele wichtig, dass er weiß, im Verein ist dieses Vertrauen da, ich kann in Ruhe arbeiten, in guten und schlechten Zeiten. In der letzten Zeit hat er auch einen sehr guten Job gemacht.

Sehen Sie Parallelen zwischen Ihrem ewigen Trainer Ede Geier und Pele Wollitz?

Piplica: Die sind beide positiv verrückt. Beide stehen 90 Minuten an der Linie und pushen die Mannschaft. Da sind sie ein bisschen ähnlich, aber natürlich auch jeder ein bisschen anders. Wollitz ist nicht so hart wie Ede, aber beide haben diese Energie, diese Spannung über 90 Minuten. Das macht schon viel aus, wenn die Spieler sehen, der Trainer ist so aktiv, dann muss ich mehr laufen, als der Trainer auf der Linie.


 

Und als Torwart? Was gibt der Trainer dem Torwart?

Piplica: Das Vertrauen ist immer wichtig, egal wie das Spiel läuft. Wenn du Fehler machst oder nicht, da muss Vertrauen sein. Nicht nur vom Trainer, auch vom Verein, von den Mitspielern, das ist das Wichtigste. Heutzutage, wenn ich nach einem Fehler sehe, dass über einen Torwartwechsel geredet wird, das macht keinen Sinn. Man muss von Anfang an wissen, ob du einen guten Torwart hast oder nicht. Im Leben gibt es gute und schlechte Phasen und es ist wichtig, dass du das Gefühl hast, dass die Leute oder der Verein hinter dir stehen. Und einen Trainer, bei dem es keine Diskussion gibt, ob du die Nummer eins bist oder nicht. Der Trainer hat eine sehr wichtige Rolle für jeden Torwart.

Über das legendäre Gegentor: „Die ganzen Jahre waren kein Zufall“

 

Eine Sache, nach der Sie wahrscheinlich jeder fragt: Dieser eine Fehler, der Ihnen passiert ist, der Sie ja praktisch auch berühmt gemacht hat, wie sehen Sie den heute?

Piplica: Heute liest man überall das sehr „schöne“ Wort Patzer. Damals haben die Journalisten nicht so negativ geschrieben, dass sie so sie Leute fertig machen. Ich denke es ist immer wichtig, wie man reagiert nach einem Fehler. Jeder Mensch macht Fehler, aber wie man reagiert nach dem Fehler, das ist die Kunst. Mit diesem Fehler umzugehen und trotzdem den Leuten zu zeigen, dass die gute Qualität da ist, dass die ganzen Jahre, in denen du gute Spiele gemacht hast, kein Zufall waren. Ein Fehler kann kein Bild machen, wo man sagen könnte, das ist ein schlechter Torwart. Er hat mit Energie viel erreicht und mit so einem kleinen Verein Bundesliga gespielt. Das ist kein Zufall.

Nein, Sie waren vor allem auch ein mitspielender Torwart. Würden Sie sagen, dass Sie da Vorreiter waren in dieser Hinsicht?

Piplica: Wir haben in Ex-Jugoslawien immer gute Torhüter gehabt, immer gute Torwarttrainer, die selber Fußball gespielt haben und wir sind ein Land, wo gerne Fußball gespielt wird. Unser Fans wollen attraktiven Fußball sehen und ich bin ein Typ, der nicht für die Punkte spielt, ich spiele für die Show, für die Zuschauer. Heutzutage zählen nur Ergebnisse, egal wie das Spiel war. Das finde ich ein bisschen schade, dass das so ist, aber heute sind die Gelder wichtiger als die Qualität des Fußballs.

3. Liga Meister Quoten: Wer wird Drittliga-Meister 2026?

3. Liga Meister Quoten
Hansa Rostock 3.90
SC Verl 5.25
Energie Cottbus 5.25
MSV Duisburg 5.50
Rot-Weiss Essen 6.75
VfL Osnabrück 9.50
1860 München 11.0

3. Liga Meister Quoten Stand: 04.12.2025, 16:56 Uhr. Angaben ohne Gewähr. 18+ | AGB gelten.

„Wenn ich einige Journalisten sehe, die mit 30, 35 Jahren Manuel Neuer kritisieren, dann ist das unfair“

 

Im Moment haben wir eine kleine Diskussion um Manuel Neuer. Er ist jetzt nicht mehr der Unbezwingbare. Wie sehen Sie das aktuell? Was würden Sie ihm gerade mitgeben?

Piplica: Er muss weitermachen. Jahrelang war er ein Top-Torwart, Welttorwart und ich kenne ihn seit er mit 19 gegen mich gespielt hat. Er hat auch Fehler gemacht, aber der Verein hat Geduld gehabt und dann haben wir gesehen, was er die letzten 20 Jahre geleistet hat. Das ist mein Problem, viele wollen es nur negativ sehen. Nur negativ, negativ. Das finde ich nicht gut für unsere Kinder, für die nächste Generation. Wir reden nur über die schlechten Sachen, wir reden nie über die guten Sachen. Wenn ich Oliver Kahn sehe, erst mal nur Negatives und dann kommt das Positive. Das finde ich schade, weil das Manuel nicht verdient hat. Wenn ich einige Journalisten sehe, bei allem Respekt, mit 30, 35 Jahren, die in der Lage sind Neuer zu kritisieren – ich denke, das ist unfair. Lass die Kritiker kritisieren, die können nichts anderes. Ich würde ihm sagen: Weitermachen. Du bist ein Top-Torwart, zeige den Kritikern dass du noch immer der beste Torwart hier in Deutschland und auf der Welt bist. Es geht nicht nur darum Bälle zu halten, sondern auch um diese Persönlichkeit. Die gegnerischen Spieler oder Vereine haben einen Riesenrespekt vor Neuer. Wenn er im Tor steht, ist das schon ein Unterschied.

Vorhin haben wir schon über Ede Geier gesprochen. Welche Anekdote haben Sie noch besonders in Erinnerung von ihm?

Piplica: Die erste Geschichte ist für mich eigentlich keine schöne (lacht). Das war, als ich ins Trainingslager nach Österreich kam. In der Zeitung stand, ich bin 1,85 Meter groß und dann war ich nur 1,82. Er war sehr sauer auf meine Berater und er sagte, der ist zu klein, was mache ich mit dem? Ich habe meinen Berater gefragt, was er sagt: „Dass du zu klein bist.“ Dann habe ich gesagt, okay, dann fahren wir nach Hause und Ede hat gefragt, wo ich hin will. „Nach Hause!“ Er meint: „Wie nach Hause? Morgen ist Training.“ Er hat schon gesehen, dass ich jemand bin, der hinter meinem Wort stehe, meine Leistung bringe. Und ich habe gedacht, er muss mich erst mal im Training sehen, dann kann er kommentieren, ob ich klein bin oder nicht. Im nächsten Training haben wir Flanken geübt, wo ich neun von zehn Flanken gefangen habe und da hat er gesehen, dass ich gar nicht so klein bin. Ich habe meine Größe mit meiner Sprungkraft kompensiert und ich denke, er ist auch froh, dass ich dageblieben bin. Die schönste Zeit in Cottbus habe ich mit Ede erlebt und das vergisst man nicht.

Wer krönt sich zum Champion in der Bundesliga?

Wie haben die das denn damals festgestellt, dass Sie drei Zentimeter kleiner sind? Hat einer gemessen?

Piplica: Nein, ein Stürmer mit 1,90 Metern und ich kommen zusammen und der Trainer hat gedacht, der Große ist der Torwart und der Kleine der Stürmer. Dann kam unser Mannschaftsleiter und brachte uns die Klamotten. Mir gab er die Ausrüstung für den Feldspieler und die Torwartsachen dem Stürmer. Und ich sage, nein, ich bin der Torwart. Ich musste ihn schon überzeugen, dass ich der Torwart bin und die ganzen Sachen waren XXL. Über diese Situation haben wir Jahre später noch gelacht. Aber ich denke, da haben wir alles richtig gemacht.

Wie stellen Sie ihre beste Mannschaft auf, mit der Sie gespielt haben. Im 4-4-3 mit Piplica im Tor.

Piplica: Reghecampf rechts. Sehr dynamisch und gut offensiv wie defensiv gearbeitet.
Innenverteidiger rechts, Detlef Irrgang, Fußballgott.
Innenverteidiger links, Hibic, bosnischer Nationalspieler von Atletico Madrid.
Linksverteidiger, Robert Jarni, Nationalspieler Ex-Jugoslawien und Kroatien.
Sechser im Mittelfeld, Bruno Akrapovic, der hat immer die schmutzige Arbeit gemacht.
Achter Moussa Latoundji und Steffen Heidrich.
Auf der Zehn Vasile Mriuta.
Links vorne Toni Labak, der Pistolero.
Mittelstürmer, Marko Topic, wegen seiner Zunge. Hat immer seine riesige Zunge gezeigt, deswegen der Spitzname.
Rechts vorne, Elvir Baljic, ihn muss ich nennen, er ist ein guter Freund von mir aus der Nationalmannschaft. Und er war bei Real Madrid bei den Galaktischen.

Vielen Dank für das Interview, Tomislav Piplica.

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Karl-Heinz Fischer

Karl-Heinz Fischer

Alter: 40 Nationalität: Deutschland Lieblings-Wettanbieter: Sportwetten.de

Nach meinem Publizistik-Studium und ein paar Jahren als freiberuflicher Sportjournalist, wechselte ich in die Wett-Industrie. Dort wurde ich anschließend von der Wettbasis abgeworben und gelte seither als wichtiges und fixes Teammitglied der Redaktion.

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