Am Nachmittag des 3. August sprach in der Formel 1 alles für gähnende Langeweile. 97 Punkte betrug der Vorsprung von Oscar Piastri in der Fahrer-WM auf den Drittplatzierten Max Verstappen, den besten Nicht-McLaren-Piloten.
Acht Rennen später hat sich das Blatt gewendet: Piastris Teamkollege Lando Norris führt die WM an, doch Titelverteidiger Verstappen ist nur noch 24 Punkte entfernt und lauert auf seine Chance.
McLaren wackelt und – wird am Ende dennoch den neuen Fahrer-Weltmeister stellen. Ein Kommentar zur Lage an der Spitze in der Formel 1.
Verstappens Rückstand auf die McLaren war einfach zu groß
Das große Comeback von Max Verstappen ist zweifelsfrei aller Ehren wert. Dass der Niederländer in einem bis Ungarn völlig unterlegenen Auto nochmal um die Weltmeisterschaft kämpfen würde, wäre damals belächelt worden.
Nun ist der Titelverteidiger mittendrin, auch weil McLaren beim Las Vegas GP wieder ins Klo griff und beide Autos aufgrund unzulässig dünner Unterboden per Disqualifikation aus den Punkten verlor.
73 Punkte verlor McLaren seit dem angesprochenen Ungarn GP auf Verstappen, der eisern an seine Chance glaubt. Neun Punkte pro Rennen machte der Niederländer also auf Papaya gut.
Das Problem daran ist, dass nur noch zwei Rennen in der Saison 2025 auf dem Rennkalender stehen. Hier muss Mad Max im Durchschnitt also 12 Punkte mehr pro Wochenende holen als Lando Norris, der mit 390 Punkten die Fahrer-WM anführt.
Wer auf die letzten Resultate von Norris blickt, weiß wie schwierig das wird. Der Brite wurde Dritter, Zweiter, Sieger, Sieger und nochmal Zweiter (bei der Disqualifikation).
Insofern kann Verstappen alles gewinnen, was er möchte – sobald Norris immer dahinter ins Ziel kommt, wird es nicht für den Titel reichen.
Der Rückstand auf McLaren war zur Sommerpause der Formel 1 einfach zu groß. Herankommen ja, doch Vorbeiziehen ist eine andere Geschichte für Red Bull Racing und seinen Holland-Star.
Auch mit Weltmeister Lando Norris: Zweite Saisonhälfte sollte McLaren nachdenklich machen
Am Ende wird McLaren vermutlich seinen erstmaligen Weltmeister Lando Norris feiern und das völlig zurecht. Schließlich ist die erste Saisonhälfte nicht weniger wichtig als die zweite.
Dennoch sollte der Trend das Traditionsteam nachdenklich machen. Seit dem Niederlande GP gelangen zwar noch drei Siege, doch Verstappen alleine holte im gleichen Zeitraum vier.
Je zweimal holten Lando Norris und Oscar Piastri in den acht vergangenen Rennen gar keine Punkte, während Verstappen immer auf dem Podest landete.
Die individuelle Qualität des amtierenden Weltmeisters ist höher, doch Norris und Piastri müssen wie ihr Team unter Druck besser agieren. War es zu Beginn der Saison noch Norris mit unerklärlichen Fehlern, ist der Brite mittlerweile konstanter.
Stattdessen wartet Piastri, einst souveräner WM-Führender, seit sechs Rennen auf einen Besuch auf dem Podest! Mit einem solch überlegenen Auto eigentlich unerklärlich.
Die Punkte seit dem Niederlande GP bestätigen den Eindruck: Verstappen holte 179, Norris 115 und Piastri gerade einmal 82, also fast 100 weniger, weshalb er jetzt punktgleich mit Max ist.
Sicherlich investiert auch McLaren bereits einige Ressourcen in die Formel 1 Saison 2026, die durch die vielen technischen Neuerungen höhere Aufmerksamkeit der Ingenieure bedarf.
Doch mit dem ersten Fahrer-Weltmeistertitel seit Lewis Hamilton 2008 vor den Augen ist fraglich, ob der Fokus an den richtigen Stellen angelegt wurde.
So muss der Rennstall vielmehr aufpassen, sich nicht zu sehr selbst zu feiern, auch wenn Lando Norris am Ende triumphiert. Die Konkurrenz ist bereits seit einigen Monaten voll da und lauert bereits jetzt darauf, McLaren 2026 wieder zu entthronen.
