Am Samstag sind alle Augen auf Berlin gerichtet! Im Olympiastadion kommt es zum großen Showdown im DFB-Pokal-Finale zwischen Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart.
Die Brustringträger könnten zum insgesamt vierten Mal und zum ersten Mal seit 1997 den Pokal in den Nachthimmel recken. Auf der anderen Seite hoffen die Arminen auf die absolute Pokal-Sensation, schließlich bahnten sie sich ihren Weg ins Endspiel als Drittligist und spielen erst kommende Saison wieder zweitklassig. Für den Außenseiter wäre es der erste DFB-Pokal-Triumph überhaupt.
Einer, den dieses spezielle Duell ebenfalls nicht kalt lässt, ist Stuttgart-Legende Maurizio Gaudino. Der 58-Jährige zieht den Hut vor den Leistungen der Arminen, glaubt aber schon, dass der VfB trotz Druck von allen Seiten mit der Favoritenrolle zurechtkommt.
Im Interview mit Carsten Fuß in der YouTube-Show Beidfüßig spricht Gaudino über das Duell David gegen Goliath, über die Handschrift von Sebastian Hoeneß, die Qualitäten von „Freak“ Nick Woltemade und seine persönlichen Final-Erfahrungen im VfB-Trikot aus dem UEFA-Pokal-Endspiel 1989 gegen Napoli.
Maurizio Gaudino über VfB: „Handschrift des Trainers ist hervorragend“
Wettbasis: Ein Pokalendspiel, das Geschichte schreiben kann, ist das Thema heute. Arminia Bielefeld könnte nämlich der erste Drittligist sein, der das Pokalendspiel gewinnt und dann international in der Europa League unterwegs ist – sofern der VfB Stuttgart geschlagen wird. Das diskutieren wir diesmal mit Maurizio Gaudino, einer VfB-Stuttgart-Legende, das darf man schon sagen, immerhin waren Sie auch schon mal in einem internationalen Pokalfinale, nämlich im UEFA Pokal dabei, gegen Diego Armando Maradona. Also das ist schon mal eine Geschichte, die es in sich hat.
Maurizio Gaudino: Hallo, guten Tag.
Stuttgart gegen Arminia Bielefeld und wir können gleich mal reingehen ins Thema, denn die Bielefelder haben sich etwas einfallen lassen: „Bielefeld kommt“, das ist der Name einer Packung, die Ritex herausgebracht hat. Also, es geht gleich leidenschaftlich rein in dieses Pokalfinale. Ein Endspiel ist ein Thema, das man immer speziell angeht. Wie sind Sie das angegangen?
Gaudino: In meinem UEFA-Cup-Endspiel war es ja Heimat, Familie aus Neapel, Diego Maradona. Also da war es ein wahnsinniges Gefühl, überhaupt nach Neapel zu fliegen und in diesem Stadion spielen zu dürfen. Gegen Neapel, wo man immer als kleiner Junge dort war. Aber Sie sagen es, es ist immer etwas Außergewöhnliches und wird für den VfB, genauso wie für Bielefeld, etwas Außergewöhnliches sein. Ich denke aber, dass die Erfahrung des VfB Stuttgart als Bundesligaklub überwiegt, natürlich ohne das abzuwerten, aber 3. Liga gegen Bundesliga, das wird ein sehr, sehr, sehr heißer Tanz für die Bielefelder und deswegen ist es einfach ein wahnsinniges Erlebnis für beide Mannschaften. Aber aufgrund der Situation, wie ich es gerade sagte, erste gegen dritte Liga, gehe ich davon aus, dass der VfB Stuttgart der klare Sieger sein wird.
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Das ist schon mal klare Kante. Noch mal schnell zur Erinnerung: Bei Ihrem Pokalendspiel mit dem VfB Stuttgart gegen Napoli, also dem UEFA Pokal 1989, hat Ihre Mutter schon in einem Interview vorausgesagt, dass Neapel gewinnen wird und Sie werden ein Tor schießen. Genau so ist es gekommen. Ihre Mutter war also damals die Wahrsagerin. Sie sind auch Botschafter des VfB Stuttgart, sind oft dabei bei den Heimspielen, natürlich jetzt auch beim Pokalendspiel. Welche Qualitäten, glauben Sie, hat das Team des VfB Stuttgart, die dann ausschlaggebend sind?
Gaudino: In erster Linie die Qualität des Trainers Sebastian Hoeneß, die Handschrift des Trainers. Er hat die ganze Saison, trotz der namhaften Abgänge, die Mannschaft schon wieder so positioniert, dass sie trotz allem immer wieder aus so kurzen kleinen Krisen herausgekommen ist, toi toi toi. Klar, in der Liga hat es jetzt nicht direkt gereicht, so wie letztes Jahr, eine solche Euphorie zu entfalten, aber das liegt wieder an den Abgängen, den Verletzungen und mehr Spielen. Aber nichtsdestotrotz, die Handschrift des Trainers ist weiterhin hervorragend. Er hat einfach die Spieler auch dieses Jahr wieder besser gemacht, trotzdem eine sehr homogene und sehr, sehr spielerisch starke Mannschaft, die trotz allem immer wieder hervorragenden Fußball spielt. Ich denke, das wird ausschlaggebend sein. Ich glaube nicht, dass Bielefeld jetzt im Endspiel so auftritt wie zu Hause und versuchen wird, den VfB mit Pressing zu überraschen. Es ist ein Spiel, es ist das Finale. Ich glaube, dass die so lange wie möglich versuchen, die Null zu halten und immer wieder natürlich Akzente nach vorne setzen wollen in Sachen Kontern. Aber dass die jetzt versuchen, den VfB direkt unter Druck zu setzen und in die Offensive gehen, kann ich mir nicht vorstellen. Dafür wäre auch der VfB spielerisch viel zu stark und könnte sich dadurch rausspielen und Bielefeld auskontern. Umso länger die Null gehalten wird, umso mehr Chancen hätte Bielefeld. Deswegen tippe ich natürlich gerade das Umgekehrte, dass der VfB sehr stark, sehr früh offensiv angreifen wird und versucht, in der gegnerischen Hälfte um den Sechzehner herum, zwanzig Meter vor dem Tor, den Ball zu erobern und dann mit ihrer spielerischen Klasse jedes einzelnen Spielers vorne ihre Tore zu erzielen.
Bielfeld-Coach Mitch Kniat hat gegen Leverkusen durchaus erfolgreiche taktische Kniffe angewandt. Ich erinnere an lange Bälle und dann wurde auf den zweiten Ball gegangen. Leverkusen hat nie ein Gegengift finden können. Glauben Sie, dass Angelo Stiller spielt und hätten Sie mit so einer Bänder-Verletzung gespielt?
Gaudino: Ich weiß ja nicht, wie schwer die Verletzung war. Er wurde im Spiel gegen Augsburg ausgewechselt und hervorragend behandelt. Aber ich sehe es schon so, dass wenn etwas mit den Bändern ist und das jetzt auch schon wieder zehn Tage her ist, dann kann man mit Sicherheit mit einem sehr guten Tape spielen. Ich glaube, dass er auch von sich aus unbedingt spielen möchte und alles dafür tut. Ich gehe schon davon aus, dass er spielt.
Der VfB Stuttgart hat natürlich mehr Erfahrung, das ist unbestritten. Aber die Bielefelder kommen mit dieser Euphorie und mit der Möglichkeit nun wirklich Geschichte zu schreiben, in mehrfacher Hinsicht. Sie waren noch nie im Pokalendspiel. Einen Titel zu holen in der Vereinsgeschichte, das ist natürlich auch etwas, was so viele Kräfte freisetzen kann, dass es zu dieser Sensation kommt. Kommen wir zu den möglichen Protagonisten des Finales. Also wir haben Nick Woltemade, ein wunderbarer Kicker und auch ein wunderbarer Typ, der über sich sagt, ich schaue mir auch Kreisliga-Fußball an, das ist mir alles egal, ich bin ein Freak. Erklären Sie uns doch mal Nick Woltemade.
Gaudino: Sie haben gerade Freak gesagt, so spielt er auch Fußball. Er ist wahnsinnig gut am Ball, er hat eine hervorragende Ballbehandlung und Technik, was man aufgrund seiner Größe nicht so erwartet und spielt sich auf engstem Raum hervorragend durch. Er bringt die Größe mit, kann dadurch den Ball super abschirmen, setzt seine Mitspieler dadurch in Szene, dass er den Ball abschirmt und gut durch zwei, drei Leute praktisch durchkommt und er ist auch ein Spieler, der das Auge für seine Mitspieler hat. Er ist richtig gewachsen in dieser Saison an seinen Aufgaben, als der Trainer ihn gebracht hat, ihm das Vertrauen geschenkt hat und er hat das wirklich mit sehr, sehr guten Leistungen zurückgezahlt. Jetzt folgte sogar die Einladung von der deutschen Nationalmannschaft, was er sich auch erarbeitet und verdient hat. Er ist ein Spieler, der jetzt auch diesem Spiel mit Sicherheit seinen Stempel aufdrücken kann und da den Unterschied machen wird.
Durch die Verletzung von Gladbachs Tim Kleindienst ist es tatsächlich so, dass er eben auch in die Nationalmannschaft aufrückt. Wir können die Show hier aber nicht verlassen, ohne Ergebnistipps einzuholen. Wie sieht es bei Ihnen aus? Sie überraschen mich wahrscheinlich nicht, wenn Sie sagen Stuttgart gewinnt.
Gaudino: Ja, natürlich nicht. Ich habe ja gleich eingangs gesagt, dass der VfB natürlich die Favoritenrolle hat. Auch der Druck ist auf der Seite des VfB. Bielefeld hat nichts zu verlieren, hat schon jetzt alles erreicht. Nichtsdestotrotz wird der VfB der Favoritenrolle gerecht und ich tippe auf ein 3:1. Nachdem der VfB aber dann wirklich sehr solide 3:0 führt, wird zum Ende hin vielleicht noch ein Tor für Bielefeld fallen, deswegen das 3:1.
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Noch kurz eine Nachfrage. Was glauben Sie ist die beste Einstellung, in ein Finale zu gehen? LMAA, leck mich am Arsch, ich mach das hier?
Gaudino: Die beste Einstellung, also von VfB-Seite, ist es, den Gegner nicht zu unterschätzen. Das macht man eigentlich grundsätzlich nicht, wenn man in ein Finale geht, egal aus welcher Liga der Gegner kommt. Bielefeld bringt alles mit, hat eine hervorragende Saison gespielt, ist aufgestiegen, hat wahnsinnige Mannschaften im Pokal geschlagen, auch Leverkusen. Nichtsdestotrotz ist es nicht das Heimstadion. Das Finale findet in Berlin statt, ein wahnsinniges Stadion, das ausverkauft sein wird und trotz allem ist das dann eine ganz andere Atmosphäre. Deswegen glaube ich einfach, dass Bielefeld da sehr kompakt steht und auch nicht dieses Scheißegal-Gefühl haben, sondern sehr, sehr konzentriert an die Sache gehen werden. Aber der VfB wird so stark sein, dass sie da keine Chance haben werden.
Ich habe nichts gegen Überraschungen, glaube aber tatsächlich auch, dass der VfB Stuttgart einfach die individuellen Qualitäten so auf den Rasen bringt, dass die Mehrzahl der PS entscheidend sein wird. Aber ich bin nur bei einem 2:1 für den VfB. Ich bedanke mich bei Maurizio Gaudino für seine Einschätzung und freue mich auf ein tolles Pokalfinale in Berlin.
Gaudino: Sehr gerne, alles Gute.



