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Tom’s Montag: Spannung um Europa und Abstieg

Langweilig ist diese Bundesliga-Saison ganz sicher nicht. Sie hat zwar in der Tat schon früh ihren verdienten Meister gekürt, aber rund um die Qualifikationen fürs europäische Geschäft der kommenden Saison und um den Abstiegskampf herrschen Spannung und Dramatik. Ich nenne heute mal einige Beispiele, die mir gerade jetzt an diesem 32. Spieltag aufgefallen sind. So habe ich am Freitag das Spiel der TSG 1899 Hoffenheim gegen Hannover 96 gesehen. Die Hoffenheimer haben in den letzten Wochen richtig gut und erfolgreich Fußball gespielt. Die Aufholjagd kann sich inzwischen wirklich sehen lassen, denn die Jungs von Trainer Julian Nagelsmann sind nun 9 Spiele in Folge ungeschlagen und befinden sich inzwischen auf CL-Platz 4. Das 3:1 gegen Hannover 96 war ganz sicher kein Spiel, das Julian Nagelsmann komplett zufriedengestellt hat, aber fragt heute danach noch jemand?

“Wenn wir uns für die Champions League qualifizieren, wäre das eine Sensation, schon die Europa League wäre ein richtig großer Erfolg.”

Julian Nagelsmann
Sie haben sich nach ordentlichem Start und recht früher Führung aus dem Spiel bringen lassen, den Ausgleich kassiert und mussten gegen einen richtig guten Gegner am Ende mit dem Arbeitssieg einverstanden sein. Da Leverkusen und Leipzig gepatzt haben, gewinnen sich die Hoffenheimer zur Zeit in Richtung Champions League. Aber es bleibt eng da oben, denn Hoffenheim muss jetzt nach Stuttgart und hat dann am letzten Spieltag zum möglichen Finale den BVB zu Hause. Dramatik pur!!!

Was ist eigentlich mit RB Leipzig los? Vier sieglose Spiele in der Bundesliga: 1:4 gegen Leverkusen, 1:1 in Bremen, 2:5 gegen Hoffenheim und nun dieses ganz schwache 0:3 in Mainz. Zwischendurch setzte es noch ein 2:5 in der Europa League in Marseille. Die einst so defensiv stabilen und extrem gefährlichen Hasenhüttl-Schützlinge avancieren allmählich zur Schießbude. In Mainz hatten sie sich eigentlich ganz gut angefangen, erspielten sich in der Anfangsphase mit freundlicher Unterstützung der noch etwas nervösen Mainzer zwei hundertprozentige Torchancen, die sie aber verschenkten. In der Folge rappelte sich Mainz etwas besser ins Spiel, bekam nach knapp einer halben Stunde einen Elfmeter, verwandelte den glücklich und fightete sich mehr und mehr rein.

“Es gab zwei Schlüsselszenen. Die erste war der Elfmeter, wo es nur einen leichten Kontakt außerhalb des Stafraums gab. Danach nicht mehr. Die zweite war der Ellbogenschlag gegen Yussuf Poulsen, da hat sich der Schiedsrichter nicht getraut.”

Ralph Hasenhüttl
In der zweiten Halbzeit sah ich von Leipzig nichts mehr. Keine Ideen, zu wenig Tempo beim Spiel hinten raus, immer wieder lange Bälle, kaum Ansätze eines bei Leipzig sonst so guten Flügelspiels, keine sicheren Ballkombinationen, keinen Mut in den Zweikämpfen. Am Ende stand ein 0:3, das sicher etwas zu hoch ausgefallen, aber sonst absolut verdient ist. Dass Keita dann auch noch innerhalb von wenigen Minuten mit der Ampelkarte vom Platz musste, passte ins Bild eines wieder einmal gebrauchten Leipziger Nachmittags. Ursachen? Vielleicht fehlen Kraft und Konzentration nach einer langen Saison mit Bundesliga und internationaler Teilnahme. Auffallend, dass Gegentore und Rückstände oft derzeit schon ausreichen, um Leipzig aus dem Spiel zu bringen und ihnen den Zahn zu ziehen. Auch vor dem gegnerischen Tor fällt auf, dass sie zur Zeit kaum effektiv sind und auch glasklare Torchancen vergeben. Am nächsten Wochenende kommt Wolfsburg nach Leipzig und dann muss RB am letzten Spieltag zur Hertha. Es geht noch um Europa für Hasenhüttl und die Seinen – zur Zeit steht RB noch auf dem 6. Platz, spürt aber den Atem der Konkurrenz im Nacken.

Wolfsburg steht auf dem Relegationsplatz – welch ein Wahnsinn, der sich dort zur Zeit abspielt. Da werfen sie 24 Stunden vor dem unfassbar wichtigen Spiel gegen den HSV den Sportchef Rebbe vor die Tür. Hätte man das nicht professioneller und der schwierigen Situation angemessener in Ruhe klären und später veröffentlichen können? Es kann doch im Moment nur darum gehen, jegliche Unruhe von Trainer und Mannschaft wegzuziehen, um in Wolfsburg die Bundesliga zu erhalten. Damit auch der Letzte in Wolfsburg es noch begreift: IHR STEHT KURZ VOR DEM ABSTIEG!!!! Und wenn es ganz schlecht läuft, Ihr lieben Wolfsburger, steigt Ihr sogar direkt ab – ohne Relegation, tschüss und auf Wiedersehen. Das kann ganz schnell gehen manchmal, ehe man sich versieht und es begreift.

Ich habe das Spiel gegen den HSV gesehen und einmal mehr von Wolfsburgs Mannschaft keinen guten Eindruck gehabt. Eins vorweg: Ich werfe der Mannschaft nicht vor, dass sie sich nicht reinhängt und vieles versucht. Aber ich sehe von der ersten Minute an nicht die Tugenden, die ich von einer Mannschaft vor eigenem Publikum in einem so wichtigen Heimspiel gegen den HSV einfach erwarte. Der HSV, der vorher in den bisherigen Auswärtsspielen der Saison einmal gewann (3:1 in Köln im allerersten Auswärtsspiel) und danach noch drei mickrige Pünktchen auf fremden Plätzen einsammelte. Da muss ich doch in einem Heimspiel von Anfang an eine andere Körpersprache zeigen, Gas geben, den Gegner unter Druck setzen, die Zuschauer mitziehen, drauf gehen und zeigen, wer der Herr im Hause ist.

“Wir müssen uns natürlich bewusst sein, dass jetzt Kritik kommt, und wir liegen ein Stück weit am Boden. Aber wir haben es immer noch in der eigenen Hand, wir müssen so schnell wie möglich wieder aufstehen.”

Bruno Labbadia
Auch als Team zeigt Wolfsburg derzeit kein Leben. Da ist niemand, der mal in die Hände klatscht, die Mitspieler motiviert, Kommandos gibt, auch mal ein Zeichen setzt, etwas riskiert und damit auch dem Gegner klarmacht, dass hier heute nichts zu holen ist. Nichts davon sehe ich beim VfL Wolfsburg. Und wahrscheinlich fragt sich Bruno Labbadia schon seit Wochen, in welchen unprofessionellen Laden er denn da eigentlich geraten ist. Dass die ganze Saison schon “gebraucht” ist, zeigt ja auch die Tatsache, dass da ein Verein auf Mario Gomez als Stürmer vorne setzte und das Spiel komplett auf ihn zuschnitt, um ihn dann in der Winterpause mal eben nach Stuttgart ziehen zu lassen – herzlichen Glückwunsch! Gleichwertiger Ersatz? Origi müht sich, aber mehr auch nicht. Natürlich hätte es gegen den HSV auch anders laufen können, wenn Steffen aus 5 Metern nach gut 20 Minuten das Tor macht und den Ball nicht deutlich über den Kasten knallt – aber es war auch die einzige echte Wolfsburger Torchance aus dem Spiel heraus. Es passte vorne und hinten spielerisch nicht – aber wie soll das auch gehen, wenn Labbadia Woche für Woche die Formationen wechselt? Ja, Wolfsburg hatte in der Saison auch großes Verletzungspech, aber das lasse ich bei dem doch vergleichsweise durchaus starken Kader als Entschuldigung nicht komplett gelten. Nun geht´s nach Leipzig, dann kommt Köln. Vielleicht retten sich die Wölfe noch am letzten Spieltag, aber es ist ein blutleerer Tanz auf der Rasierklinge.

Und sonst? Bayern gewinnt mit einer Bubi-Truppe gegen Frankfurt 4:1. Ein Ergebnis, das der Bundesliga mal wieder den Spiegel vor die Nase hält, denn wenn die Bayern nun schon in der Lage sind, mit einer C-Mannschaft einen Gegner aus der Spitzengruppe der Tabelle so zu dominieren, dann spricht das nicht wirklich für die Qualität der Liga. Köln ist abgestiegen, Freiburg schafft einen wichtigen Dreier beim Last-Minute-3:2 gegen die Domstädter. Der HSV ist wieder im Rennen und verkürzt seinen Rückstand auf 2 Pünktchen. Nun geht´s nach Frankfurt und dann am letzten Spieltag zu Hause gegen Gladbach. Die Rettung ist wieder möglich für den Bundesliga-Dino, denn die Liga bleibt wenigstens spannend bis zum letzten Abpfiff.

Tom Hilgers
Radioredakteur und Fußball-Live-Reporter mit Wurzeln im Bereich von Radio NRW und “bundesliga.de”
Live-Reporter bei der FIFA-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland für Radio NRW und RTL
2007-2013 Chefreporter bei “90elf-Deutschlands Fußballradio”
Fußball-Live-Reporter bei Amazon Music und Radio PSR